Energie zur Bekämpfung des Klimawandels

Die Dekarbonisierung gewinnt an Boden

Veolia beschleunigt den Einsatz eigener Energielösungen, um den CO₂-Fußabdruck der Unternehmensgruppe und ihrer Kunden einzudämmen. Dies entspricht zudem den internationalen Klimazielen. Ob Frankreich oder Australien, Tschechische Republik oder Brasilien – unterschiedliche Initiativen sollen die führende Stellung der Unternehmensgruppe in der Produktion von „dekarbonisierter und dekarbonisierender“ Energie auf lokaler Ebene stärken.

Herausforderung:

Weniger Treibhausgase produzieren und Hebel für die Dekarbonisierung einsetzen.

Ziel:

Nationale Gesetze für die Erreichung von CO₂-Neutralität (in Europa geplant für 2050) einhalten.

Antwort von Veolia:

Innovationen weiterführen, Kompetenzen für Kunden und Partner verfügbar machen sowie bewährte Projekte an weitere Standorte anpassen.

„Ich freue mich, dass wir eine Einigung über dieses Kernelement des europäischen Grünen Deals erzielt haben. Unser politisches Versprechen, bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu werden, ist nun auch eine rechtliche Verpflichtung. Das Klimagesetz bringt die EU für die kommende Generation auf einen grünen Pfad. Es ist unser verbindliches Versprechen an unsere Kinder und Enkelkinder.“ Diese historische Stellungnahme der EU-Kommissionspräsidentin wurde am 21. April 2021 veröffentlicht und gibt den Takt für die Maßnahmen vor, die die Mitgliedstaaten nun ergreifen müssen. Das Ziel: 55 % weniger Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zum Jahr 1990. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später kündigte Veolia den Ansatz GreenPath Zero Carbon offiziell an. Damit stellt das Unternehmen seine feste Absicht unter Beweis, Kommunen, den Dienstleistungssektor und die Industrie auf dem Weg zur Dekarbonisierung zu unterstützen. Der Ansatz umfasst rund 100 Lösungen, die die Ziele der Unternehmensgruppe in ihren Kerngeschäftsfeldern Wasser, Entsorgung und Energie stärken. 80 % der Lösungen existieren bereits (Energieeffizienz, Brennstoffumstellung usw.), 20 % sind Innovationen (CO₂-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung – CCUS, grüner Wasserstoff usw.). 

Mit GreenPath stellen wir unsere internationalen Kompetenzen Stakeholdern bereit, die ihre Geschäftsmodelle im Sinne der Nachhaltigkeit verändern wollen,“ erläutert Veolia-CEO Estelle Brachlianoff. „Wir sind verantwortlich dafür, neue Wege und Alternativen aufzuzeigen – ob Dekarbonisierung und Schadstoffmanagement oder Suffizienz und die Wiederherstellung von Ressourcen.“

Frankreich geht voran

Das sind sinnvolle Argumente angesichts einer Energiekrise, in der die französische Regierung Unternehmen aufruft, ihren Verbrauch zu senken. Damit erklärt sich auch der revolutionäre Plan, den Veolia im September 2022 bekannt gab: Die Unternehmensgruppe will bei Dienstleistungen in den Bereichen Wasser und Entsorgung innerhalb von fünf Jahren Energieautarkie erreichen. Dieser Ansatz zeigt, dass es machbar und praktikabel ist, Lösungen für die Energiewende großflächig anzuwenden. Er ermöglicht zudem eine angemessene Reaktion auf die Themen Energiesouveränität und Dekarbonisierung in Frankreich. Mit diesen Argumenten gewann Veolia Anfang 2023 eine Ausschreibung für den Betrieb eines Wärme- und Kältenetzes der fünften Generation auf dem städtischen Campus von Paris-Saclay.

Die europaweit einzigartige Anlage soll einen fortschrittlichen Energiemix verwenden: Tiefengeothermie in Kombination mit Abwärme vom Supercomputer des CNRS sowie Energierückgewinnung aus dem Kältenetz. Sie wird in einem Technologie- und Wissenschaftspark angesiedelt sein, der als wissenschaftliches Aushängeschild der Region gilt. Hier im Süden von Paris befinden sich 15 % der französischen Forschungskapazität. Die geplante Anlage soll die Produktionsinfrastruktur stärken und den Energiemix optimieren und diversifizieren. Die Teams von Veolia werden dank ihren Kompetenzen die Netzwerkkapazität bis 2028 verdoppeln. Dann sollen jährlich über 100 GWh Wärme und 20 GWh Kälte erzeugt werden, was dem Jahresverbrauch von 10.000 Haushalten entspricht.

„Das Lösungsspektrum von Veolia besteht aus Möglichkeiten der Dekarbonisierung, die bereits existieren“, erklärt Estelle Brachlianoff. In Frankreichs Osten nutzt das Sodawerk von Solvay in Dombasle-sur-Meurthe ein Dekarbonisierungsprogramm, das auf einer Verbrennungseinheit für feste Ersatzbrennstoffe beruht (s. Kasten). Dieses Projekt mit dem Namen Dombasle Énergie, eine Kooperation mit dem belgischen Chemieriesen, erhielt im Februar 2022 grünes Licht. Es soll drei Kohlekessel durch eine Kesselanlage ersetzen, die über zwei mit festen Ersatzbrennstoffen befeuerte Öfen verfügt. Ziel ist die Halbierung der CO₂-Emissionen.

… mit Europa im Schlepptau …

Noch weiter gen Osten engagiert sich Veolia für ein Ende der Kohlenutzung bis 2030 in den Kraftwerken, die die Unternehmensgruppe in Mittel- und Osteuropa betreibt. Dies erfordert Investitionen von über 1,5 Mrd. Euro in den nächsten zehn Jahren und wird einen Rückgang der Emissionen um 2,7 Mt CO₂e bewirken. In der Tschechischen Republik beispielsweise betreibt die Unternehmensgruppe mehrere Fernwärmenetze für kommunale Kunden.

Dazu gehören die rechte und linke Flussseite in Prag sowie weitere große Städte, etwa Ostrava, Karviná, Havířov, Frýdek-Místek, Olomouc, Přerov, Nový Jičín, Krnov, Kolín, Vlašim und Mariánské Lázně. So werden in der gesamten Tschechischen Republik über 1,5 Mio. Menschen mit Wärme versorgt. Insbesondere in Kolín ist das Zeitalter der fossilen Brennstoffe fast vorbei: 2023 endet mit dem Umbau eines Kohlekessels ein für alle Mal die Kohlenutzung. Stattdessen kommt Biomasse in Form von Holzhackschnitzeln zum Einsatz.

Dieses Vorhaben erhielt Fördermittel vom Modernisierungsfonds der Europäischen Union1 für ökologische Fernwärme, die erneuerbaren Energien den Vorzug gibt. Geplant ist ein Betrieb des Netzwerks in Kolín mit einem Energiemix aus 85 % Biomasse und 15 % Gas, möglicherweise unter Nutzung von festen Ersatzbrennstoffen. Mit dieser Neuerung können 23.000 Privatleute oder ein vollständiges Krankenhaus mit Wärme versorgt werden.

© Veolia media library - Christophe Majani D’Inguimbert

Veolia investiert 1,5 Mrd. Euro in 10 Jahren, um bis 2030 die in Mittel- und Osteuropa – auch in Prag – betriebenen Kohlekraftwerke umzustellen.

… und der Rest der Welt folgt

Auf der anderen Seite der Erdkugel hat „Australien die ökologische Wende ins Rampenlicht gestellt, und Veolia wartet auf den großen Auftritt“, sagt Richard Kirkman, CEO von Veolia Australia and New Zealand. Ein perfektes Beispiel dafür ist das Woodlawn Eco Precinct in Tarago (nördlich von Canberra), wo Veolia seit 15 Jahren fast 40 % (eine Million Tonnen pro Jahr) der Abfälle aus Sydney entsorgt. Der Betrieb wurde auf einem ehemaligen Tagebau (für Kupfer, Blei und Zink) errichtet. Im Zuge der Abfallentsorgung stellt Veolia den ursprünglichen Zustand des 6.000 Hektar großen Gebiets wieder her. Es handelt sich um ein Vorbild für die Kreislaufwirtschaft, bei dem der Betrieb den Kern eines Netzwerks aus miteinander verknüpften Umweltprojekten bildet: Das Biogas aus der Zersetzung der Deponieabfälle wird aufgefangen; organische Materialien (100.000 Tonnen organische Abfälle) werden wiederverwendet; der Bioreaktor erzeugt saubere Energie; ein benachbarter Landwirtschaftsbetrieb sorgt im Sinne nachhaltiger Bewirtschaftung für die Zufuhr von Nährstoffen und die Beweidung; und schließlich dient die Abwärme in einer Fischfarm zur Zucht von vier Tonnen Barramundi, die in der nahegelegenen Hauptstadt Canberra an Restaurants verkauft werden. 2.500 Solarpaneele stellen den gesamten Bedarf des Standorts an sauberer Energie bereit. Ein Windpark mit 23 Anlagen, die jeweils 2 MW Strom generieren, speist Strom ins Elektrizitätsnetz von New South Wales ein. „Das ist ein perfektes Vorbild für eine erfolgreiche ökologische Wende“, lobt Richard Kirkman und fügt hinzu: „Auf dem Fundament dieser Erfolge wollen wir unser Geschäft erweitern und unsere Projekte an anderen Standorten in ganz Australien nachbilden.“

Auf einem anderen Kontinent zeigen sich ähnliche Probleme: In Brasilien endet die Hälfte der jährlich anfallenden 80 Mio. Tonnen Abfall auf einer von 3.000 illegalen und somit unkontrollierten Deponien. Um eine Lösung für dieses ökologische Problem bereitzustellen, betreibt Veolia seit zwei Jahren drei neue Kraftwerke an den Abfallbehandlungsanlagen in Iperó, Biguaçu und São Paulo. Das Ergebnis: 12.400 kW erneuerbarer Strom auf Grundlage von Biogas aus den organischen Abfälle in den Abfallbehandlungsanlagen. Dies entspricht dem Strombedarf einer Stadt mit ungefähr 42.000 Menschen.

All diese Beispiele lassen sich in anderen geografischen Gebieten nachbilden. Die Aktivitäten von Veolia orientieren sich an diesem Ansatz der Nachahmung und Verbreitung und setzen dafür auf bewährte Lösungen für die ökologische Transformation.


1. Der Modernisierungsfonds der Europäischen Union soll 10 EU-Mitgliedstaaten mit niedrigem Einkommen (Bulgarien, Kroatien, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik, Rumänien, Slowakei) bei der Einhaltung ihrer Ziele für Klimaneutralität helfen, indem er die Modernisierung der Energiesysteme und die Verbesserung der Energieeffizienz unterstützt.

44 Mio.

MWh

Energie produzierte Veolia 2022.

14 Mio.

Tonnen CO2

sparte Veolia 2022 bei Kunden ein.

680

Wärme- und Kältenetze

betreibt Veolia weltweit.

25 km

Netzwerk

automatisch rund um die Uhr kontrolliert – und über 50 MW kombinierte Wärme-/Kältekapazität steuert Veolia in Paris-Saclay.

3 Fragen an Marc-Olivier Houel

CEO von France Waste Recycling & Recovery Solutions Zone 
 

 

Welchen Vorteil bieten feste Ersatzbrennstoffe (EBS)?

Marc-Olivier Houel: Feste EBS bestehen aus Abfällen, die sich in Sortieranlagen nicht weiterverarbeiten lassen und zur Deponierung vorgesehen sind. Verbrennt man dieses Restmaterial, produziert es Wärme und Dampf, woraus sich dank Kraft-Wärme-Kopplung Strom erzeugen lässt. Das Ziel von Veolia ist die Entwicklung wirksamer Prozesse für die Energierückgewinnung aus solchen Abfällen, die sich nicht durch Recycling wiederverwenden lassen.

Wie ist das Projekt Dombasle Énergie entstanden?

Marc-Olivier Houel: Erstens wollte Solvay trotz der hohen Abgaben für CO₂-intensive Aktivitäten den Betrieb des Sodawerks aufrechterhalten, von dem direkt und indirekt eintausend Arbeitsplätze abhängen. Zweitens haben wir den Anspruch, die besten Lösungen zu finden, mit denen sich die französischen Gesetze einhalten lassen – und diese verlangen in Frankreich den Rückgang von Deponieabfällen um 50 % bis 2025. In diesem Fall sahen wir die Lösung in einem Kessel für feste ESB. Ab der Inbetriebnahme im Oktober 2024 werden jedes Jahr 350.000 Tonnen ESB (davon garantiert 50 % biogen) statt Kohle verbrannt. Dies wird im gleichen Zeitraum 240.000 Tonnen CO₂ vermeiden.

Lässt sich diese Lösung an anderer Stelle kopieren?

Marc-Olivier Houel: Nicht alle Projekte können diesen Maßstab haben. Aber unser Ziel besteht darin, die Industrie zu dekarbonisieren. Dafür werden wir weitere Kessel wie jenen von Dombasle Énergie einsetzen, der in Frankreich der erste seiner Art ist. Mit dieser Lösung versprechen wir unseren Industriekunden eine Win-win-Partnerschaft.

 

Val’Pôles

Flagship-Standorte für Industrieökologie im Pariser Umland

 

Die zwei Lagerstätten für nicht gefährliche Abfälle in Claye-Souilly (289 Hektar) und Plessis-Gassot (325 Hektar) sind zusammen größer als 900 Fußballfelder. Sie werden von der Veolia-Tochtergesellschaft Routière de l’Est Parisien (REO) betrieben. Inzwischen sind sie die größten Produktionsstätten für grüne Energie in der Pariser Region. Jeder Standort verfügt über mehrere Anlagen für die Produktion von Strom, Wärme und Gas aus Biogas, das aus den Abfällen im Endlager entweicht. Die sogenannten Val’Pôles sind außergewöhnliche Industriestandorte und ein Vorbild für die Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig unterstützen sie die Wirtschaft und Energieunabhängigkeit der Region.

Die Val’Pôles haben sich als großer Gewinn erwiesen: Sie generieren im Großraum Paris 17 % der erneuerbaren Energie und speisen sie in das Netz des staatlich dominierten Stromerzeugers EDF ein. Die Wärme wiederum fließt ins Fernwärmenetz der Städte Goussainville und Le Plessis Gassot. Das Gas wird direkt ins Versorgungsnetz von GRDF eingeleitet. Es dient Privatpersonen und Unternehmen in der Region für die herkömmliche Nutzung und hilft dank BioNGV bei der Dekarbonisierung des Verkehrssektors.

Der Val’Pôle Claye-Souilly produziert auf Grundlage von Biogas jedes Jahr 120 GWh erneuerbares Gas. Dies entspricht dem Verbrauch von rund 20.000 Haushalten. Das Projekt stärkt dank einer lokalen, nachhaltigen und CO₂-armen Energiequelle die Energiesicherheit der Region. Gleichzeitig dienen die Val’Pôles dem Ziel, die Deponierung von Reststoffen zu reduzieren und nur mangels Alternativen darauf zurückzugreifen.

Gemäß dem französischen Gesetz über die Energiewende und umweltverträgliches Wachstum (LTECV) werden die hauptsächlich von Unternehmen und Industrie angelieferten Abfälle (Pappe, Holz, Baumaterialien, Biomasse, Reifen usw.) in erster Linie zu Rückgewinnungsstandorten gebracht, damit daraus neue (recycelte) Rohstoffe entstehen. Auf diese Weise erfüllen die Val’Pôles mehrere Zwecke: Hier können neue technologische Lösungen für die Sortierung und Rückgewinnung von Materialien aus Abfällen identifiziert und in industriellem Maßstab angewendet werden; außerdem stärken sie das Engagement für den Schutz der biologischen Vielfalt und die Unterstützung des landwirtschaftlichen Sektors.

 

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