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Aus der Veolia Gruppe
Unerschlossene Ressource

 

Wasserwiederverwendung:
Eins der wichtigsten Zukunftsthemen!

 

Anhaltende Trockenperioden mit Ernteeinbußen und steigender Waldbrandgefahr, sinkende Grundwasserspiegel und austrocknende Flüsse, Einschränkungen für die Gartenbewässerung und niedriger Druck in der Leitung - Wasserknappheit ist nicht allein weltweit ein Thema. Mit dem Klimawandel wird man sich zukünftig auch in einzelnen Regionen Deutschlands die Frage stellen müssen, wie mit der begrenzten Ressource Wasser die Nutzung z.B. für Trinkwasserversorgung, Industrie, Bewässerung in Landwirtschaft und für urbane Zwecke gesichert werden soll. Gezielte Wasserwiederverwendung kann sinnvoll sein.

 

Bewässerung Golfplatz Bad Münder

„Solange es Wasser gibt, werde ich meine Blumen gießen“, schreibt Gabriel García Márquez in seiner Erzählung „6. Juni 1958: Caracas ohne Wasser“. Eine fiktionale Chronik der venezolanischen Hauptstadt, die von einer Dürre heimgesucht wird. Trotz der subtilen Warnung des kolumbianischen Schriftstellers und obwohl die nationalen Behörden auf den besorgniserregenden Rückgang der Wasserreserven hinweisen, bewässern die Einwohner ihre Gärten auch weiterhin. Anstatt zu sagen: Solange es Wasser gibt“, sollten wir uns lieber fragen: „Was ist, wenn uns das Wasser eines Tages ausgeht“?

 

Das zweite Leben des Abwassers

Angesichts der steigenden Weltbevölkerung, der beschleunigten Urbanisierung und der globalen Erwärmung ist die Wiederverwendung von Abwasser eine wichtige Lösung, um den Zugang zum „blauen Gold“ zu sichern. Obwohl heute nur 2% der 165 Milliarden Kubikmeter Wasser, die weltweit gesammelt und aufbereitet werden, wiederverwendet werden, ist die Wasserwiederverwendung auf dem Vormarsch. Und das aus gutem Grund! Sie ist im Vergleich zu anderen alternativen Lösungen (Bau von Staudämmen, Entsalzung...) energie- und kostensparend und reduziert die Entnahme von Grundwasser.


Als repräsentatives Modell der Kreislaufwirtschaft werden bei der Wasserwiederverwendung Abwässer aus Haushalten bzw. der Industrie verschiedenen Aufbereitungsverfahren unterzogen, um Sedimente zu extrahieren und Mikroschadstoffe bzw. Bakterien zu entfernen. Die Rechnung geht doppelt auf: Vermeidung von Abwässern bei gleichzeitiger Erhöhung der verfügbaren Ressourcen, und das kostengünstig, orts- und bedarfsnah.

 

„Energie und Abfall zu recyceln ist heute fast eine Selbstverständlichkeit. Wasser zu recyceln muss im Zuge des ökologischen Wandels für uns alle genauso selbstverständlich werden.“

Geneviève Leboucher,
Leiterin bei Veolia für den Bereich Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen

 

Ein bunter Strauß an verfügbaren Technologien

Veolia ist durch seine internationalen Projekte Vorreiter und liefert Technologien und Erfahrungen für die weitergehende Aufbereitung von kommunalen und Industrie-Abwässern. Zu den mehr als 350 eigenen Wasseraufbereitungstechnologien gehören Lösungen wie die Ozonisierungstechnologie, Desinfektionsverfahren durch UV-Strahlung,  Meteor®-Technologie und die ZeeWeed-Membranen. "Alles hervorragende Technologien, um stark verschmutztes Wasser zu behandeln und so vor allem auch den Agrarsektor zu unterstützen“, sagt Dr. Matthias Staub, Leiter Geschäftsentwicklung Veolia Geschäftsbereich Wasser.

In Südfrankreich hat Veolia im Rahmen des Verbundprojekts Irri-Alt'Eau in Gruissan erfolgreich mit der Erprobung von aufbereitetem Abwasser für die Mikrobewässerung von Weinreben begonnen. Ergebnis: keinerlei Auswirkungen auf die physikalisch-chemische Zusammensetzung und das Geschmacksprofil der Weine. Besser noch: der Fertiigationseffekt1 der Wasserrückgewinnung erwies sich als stärker ausgeprägt als bei Trinkwasser! Trotz der geringen Wassermenge erhielten die Rebstöcke 40% der jährlich erforderlichen Stickstoffzufuhr, 20% Phosphor und 30% Kalium.

Einzigartiger Wasser-Nährstoff-Energiekreislauf in Braunschweig

Auch in Braunschweig unterstützen der Abwasserverband  Braunschweig und die Stadtentwässerung Braunschweig GmbH, ein Unternehmen der Veolia Gruppe, die Landwirtschaft.  Das im Klärwerk Steinhof mechanisch und biologisch gereinigte Abwasser der Stadt Braunschweig sowie einiger Gemeinden des Wasserverbandes Gifhorn wird anschließend auf den landwirtschaftlichen Flächen im Verbandsgebiet verregnet. Jährlich sind das rund 11 000 000 Kubikmeter für eine Agrarfläche von 2700 Hektar. Die Pflanzen erhalten dadurch das für ihr Wachstum benötigte Wasser und gleichzeitig wichtige Nährstoffe. Gesichert werden so der Anbau von Nahrungsmitteln und Energiepflanzen. Letztere werden wiederum für die CO2-neutrale Erzeugung von Biogas genutzt und so Strom und Wärme für mehrere Tausend Braunschweiger Haushalte erzeugt. Ein Wasser-Nährstoff-Energiekreislauf, der bisher einzigartig in Deutschland ist.

 

Wasserwiederverwendung in Bad Münder

Weiterhin unterstützt Veolia die Bewässerung der Greens im Golfpark am Deister. Ein Teil des benötigten Wassers für den 70 Hektar großen Golfplatz kommt von April bis September von der Kläranlage Bad Münder. Von hier aus gelangt das gereinigte, von sämtlichen Schmutzstoffen befreite Abwasser entweder in die Hamel oder eben auf den Golfplatz. Für diesen Zweck wird es zusätzlich mittels Scheibenfilter und durch UV-Filtration desinfiziert. Trinkwasserressourcen können so geschont und auf Seiten der Betreibergesellschaft Kosten gespart werden. 

 

„Nicht für jeden Zweck wird Trinkwasserqualität benötigt. Wasserwiederverwendung kann bei Wasserknappheit zum Beispiel in der Landwirtschaft, Industrie und für urbane Zwecke helfen. Veolia entwickelt hierfür passgenaue Lösungen und kann sich dabei auf weltweite Erfahrungen für die weitergehende Aufbereitung von kommunalen und Industrie-Abwässern stützen.“

Katja Böhm,
Projektleiterin Kommunalentwicklung / Wasserwiederverwendung

Stadtbewässerung

© Médiathèque VEOLIA - Jean-François Pelegry

Attraktive Gewinne für die Industrie

In der Industrie betrug der Wasserverbrauch 2010 mehr als 25% (Industrie + Energieerzeugung) des Gesamtverbrauchs. Die Mikroelektronik-, Papier-, Lebensmittel-, Öl- und Gasindustrie verbraucht bei ihren Herstellungsprozessen große Wassermengen. Für sie setzt Veolia integrierte und maßgeschneiderte Lösungen ein, die den Anforderungen dieser heterogenen Fachgebiete gerecht werden. Das vom Konzern angebotene Multitechnik- und Multiservice-Management entspricht dem Streben der wasserintensivsten Branchen nach Einsparungen. Zusätzlich zu diesen Einsparungen werden auch die CO2 Emissionen und die jährlichen Energierechnungen gesenkt! Für Renault in Marokko baute Veolia die erste Automobilfertigung mit null CO2-Emissionen und null Abwasser. Für Nestlé in China, Mexiko und Südafrika baute der Konzern Fabriken mit null Wasserverbrauch. Für das Labor Bristol-Myers Squibb optimiert Veolia den Wasserkreislauf an elf Standorten in Europa.

 

Wasserrückgewinnung geht uns alle an

Ein Zeichen der Zeit ist, dass die öffentliche Politik Wasserrückgewinnung fördert. In den USA erwägt Kalifornien, Gesetze zur Wiederverwendung von Abwasser als Trinkwasser zu erlassen. In Europa ist Spanien führend und nutzt 14% seines aufbereiteten Abwassers (siehe Kasten). Israel weist 90% Wasserrückgewinnung auf. Noch besser ist, dass Mexiko-Stadt 100% seines Abwassers zur Bewässerung von Anbauflächen wiederverwendet2. Und man kann sogar noch weitergehen, denn man kann aufbereitetes Abwasser trinken. In Windhoek, Namibia, wandelt Veolia 21 000 m3 Abwasser pro Tag in Trinkwasser um und deckt damit 35 % des Bedarfs der Hauptstadt. „Ein symbolhafter und in dieser Größenordnung einzigartiger Fall der direkten Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser zur Gewinnung von Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch“, kommentierte Philippe Bourdeaux, Geschäftsführer für Afrika und den Nahen Osten bei Veolia. Am unteren Ende der Tabelle zeigt Frankreich mit seinen 0,2% eine gewisse Widerstandsfähigkeit. „Das Ziel in Frankreich ist es, die installierte Wasserrückgewinnungs-Kapazität bis 2025 zu verdreifachen“, betont Pierre Ribaute, Geschäftsführer von Wasser Frankreich bei Veolia, und verweist auf das Jourdain-Projekt in La Roche-sur-Yon, wo Veolia Partner von Vendée Eau ist. „Im Rahmen des Projekts werden 150 m3 Abwasser pro Stunde aufbereitet und dann in ein Feuchtgebiet geleitet, bevor sie wieder in unsere Trinkwasseranlage gelangen.“ 


 Ein Verfahren, bei dem einem Pflanzenanbau gleichzeitig Wasser und Dünger zugeführt werden. Bei WRG entspricht der "Dünger" den Mineralien, die bereits im behandelten Wasser am Ausgang der Anlage enthalten sind.

 « Réutilisation des eaux usées traités : un formidable procédé d’économie circulaire (Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser: ein wunderbarer Kreislaufwirtschaftsprozess) », Le Centre d’information sur L’eau  

 

4 Milliarden 

Menschen leben in Ländern mit Wasserknappheit.

129

Liter / Tag verbraucht laut BDEW eine Person in Deutschland. Die WHO geht davon aus, dass das „Existenzminimum“ bei 20 Liter / Tag / Person liegt.

2 737

Kläranlagen betreibt Veolia weltweit. Gereinigt werden hier die Abwässer von 62 Millionen Menschen sowie der Industrie.

21 000 m³

Abwasser wandelt Veolia pro Tag in Trinkwasser um und deckt damit 35 % des Bedarf der Hauptstadt Windhoek, Namibia.

 

Spanien als Vorreiter der Wasserrückgewinnung

Mit 14% seines aufbereiteten Abwassers, das wiederverwendet wird, ist Spanien in Europa führend in diesem Bereich und steht weltweit an fünfter Stelle, was die vorhandene Wiederverwendungskapazität angeht. Durch die Übernahme von Agbar (Aguas de Barcelona) im Anschluss an die Fusion mit SUEZ hat Veolia nun Zugang zu zahlreichen Möglichkeiten in Spanien. „Das Know-how der katalanischen Tochtergesellschaft im Bereich der Wiederverwendung von behandeltem Abwasser in der Landwirtschaft in Verbindung mit ihrer ausschlaggebenden Präsenz in Gebieten mit Wasserknappheit wie Chile (Aguas Andinas) und Spanien, ist für den ökologischen Wandel in diesen Teilen der Welt unabdingbar“, sagte Gustavo Migues, Geschäftsführer für Lateinamerika und Iberien bei Veolia. Agbar steht für 150 Jahre Wassermanagement in der Stadt Barcelona, einer der größten Metropolen Europas. Zur Erinnerung: Agbar wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der öffentlichen Hand gegründet, um nationale Lösungen für die unberechenbaren Regenfälle und die immer wiederkehrenden Dürren zu finden. Heute verfügt das Unternehmen über ein ausgedehntes Versorgungsnetz und zeigt damit, dass es sich um einen zuverlässigen Zugang zu Ressourcen bemüht. In 20 Jahren könnte das Klima in Frankreich ähnlich wie in Spanien sein, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns, wenn es um Wasserrückgewinnung geht. Unsere spanischen Nachbarn zeigen uns, dass es möglich ist, dass es beherrschbar ist und, dass es akzeptiert wird. Frankreich muss nun die letzte, hauptsächlich regulatorische Barriere überwinden. Bald werden wir auf der anderen Seite der Pyrenäen Zugang zu qualifizierten Daten aus Industriestandorten, aber auch zu Rückmeldungen von Kunden und den Agbar-Teams haben“, sagt Pierre Ribaute, Geschäftsführer von Veolia Wasser Frankreich.

 

Lockerung der regulatorischen Zwangsjacke

Die Wasserrückgewinnung unterliegt auf globaler (WHO), europäischer (EU) und nationaler Ebene strengen gesetzlichen Bestimmungen, vor allem aus Gesundheitsgründen. Die Wasserwirtschaft fordert jedoch eine Lockerung der Vorschriften, um eine systematischere Wiederverwendung zu ermöglichen. Neue gesetzliche Regelungen würden insbesondere die Rückgewinnung von Nebenprodukten aus Abwasser erleichtern.

Auf europäischer Ebene gibt es bereits einen gesetzlichen Rahmen für die Wasserwiederverwendung mit der Verordnung (EU) 2020/741, die Mindestanforderungen für die Wasserwiederverwendung in landwirtschaftlichen Bereichen definiert und Vorgaben für das erforderliche Risikomanagement macht. Diese gelten ab dem 26.06.2023. Den Mitgliedsstaaten ist freigestellt, diese Verordnung auch auf andere Bereiche der Wasserwiederverwendung, z.B. den urbanen Bereich, auszuweiten. "Noch bleibt spannend, wie Deutschland diese umsetzen wird. Nach mehreren Dürrejahren in 2018, 2019 und 2020 ist die Bereitschaft sich mit dem Thema auseinanderzusetzen jedenfalls stark angestiegen", sagt Katja Böhm, Projektleiterin Kommunalentwicklung / Wasserwiederverwendung bei Veolia.

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