Rund 15 000 Tonnen Gurken und große Mengen anderes regionales Gemüse und Obst konserviert die Spreewaldkonserve Golßen GmbH pro Jahr. Das erfordert neben Fachwissen vor allem Wasser und Energie. Um beides möglichst effizient einzusetzen und den CO₂-Ausstoß zu senken, setzt das Unternehmen auf die Expertise von Veolia.
Vom Feld ins Glas: Dieses Versprechen gilt für jede einzelne Gurke, die der Spreewaldhof einmacht – und das seit mehr als 70 Jahren. Mit den Gurken ist das Traditionsunternehmen in Golßen groß geworden, längst werden in den elf hochmodernen Produktionsanlagen aber auch andere Obst- und Gemüsesorten konserviert: von Äpfeln und Kirschen über Beeren und Mirabellen bis hin zu Rotkohl und Kürbis.
Eine wesentliche „unsichtbare“ Zutat bei der Herstellung dieser vielfältigen Produktpalette ist Energie – in Form von Wärme bzw. Dampf und Strom. In Zeiten von Energiekrise und gestiegenen Energiepreisen sowie mit Blick auf den Klimawandel und die notwendige Dekarbonisierung der Wirtschaft sind damit große Herausforderungen verbunden. Ihnen begegnet die Marke Spreewaldhof an den Standorten Golßen und Schöneiche gemeinsam mit Veolia und verfolgt dabei klare Ziele: nachhaltig produzieren und Energie einsparen – und dadurch CO₂-Emissionen reduzieren sowie gesetzliche Anforderungen erfüllen, etwa aus dem aktuellen Energieeffizienzgesetz.
* Veolia stellt keine Gurken her, trägt aber mit Knowhow und Leidenschaft entscheidend zum Erfolg und zur Wirtschaftlichkeit des Produktes bei.
Den Gurken Dampf machen
Wo Spreewaldhof draufsteht, steckt immer auch Veolia drin – und das seit 2006. Als Betriebsführer ist das Unternehmen zuständig für die Trinkwasseraufbereitung, das Kühlwasser für die Produktion, die Dampferzeugung und die umweltgerechte Behandlung der industriellen Abwässer. Damit möglichst ressourcen- und energieeffizient produziert werden kann, nutzt Veolia das Abwasser als Energiequelle und hat dafür eine auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Abwasserreinigungsanlage gebaut: Aus der löslichen Fracht im Abwasser wird Biogas gewonnen und im Kesselhaus zur Erzeugung von Dampf verwendet, der bei der Konservierung der Produkte zum Einsatz kommt.
Das dabei entstehende Kondensat bereitet Veolia auf und führt es erneut der Produktion zu. Das Abwasser wiederum wird in einer zweiten Stufe gereinigt, bevor es über Nachklärbecken und Sandfilter in die Dahme fließt.
Platzsparend Biogas erzeugen
Veolia hat beim Spreewaldhof in Golßen eine anaerobe Anlage installiert, in der 85 Prozent der organischen Abfälle aus dem Abwasser gelöst und in nur acht Stunden zu Biogas umgesetzt werden. Dieses Verfahren ist nicht nur schnell, sondern auch platzsparend. „Die anaerobe Anlage ersetzt auf kleiner Fläche eine große Kläranlage, ist aber auch sehr sensibel – ein bisschen vergleichbar mit einem leistungsstarken Rennwagen, der gut gepflegt werden muss. Und genau das machen wir“, erklärt Falk Schwarzer von Veolia. Die Feststoffe aus dem Abwasser werden wiederum in regionalen Biogasanlagen anderer Unternehmen verwertet.
Um reibungslose Abläufe in der hoch spezialisierten Anlage sicherzustellen, kümmert sich Veolia um die laufende Anlagenüberwachung und -wartung. Läuft der Hochleistungsreaktor zur Erzeugung von Biogas reibungslos? Ist der Dampfkreislauf komplett dicht, so dass es an keiner Stelle zu einem Dampfverlust kommt? Wurde der Anlagenbetrieb an die aktuelle Zulauffracht angepasst? All das sind Themen, die das fünfköpfige Team von Veolia vor Ort in Golßen steuert – tagtäglich, zuverlässig und mit Weitblick. Denn es geht nicht nur um die Aufrechterhaltung des Betriebes sondern auch darum, Potenziale zu heben. Gemeinsam verfolgen der Spreewaldhof und Veolia das Ziel, die Prozesse rund um die Produktion kontinuierlich zu optimieren – und dadurch Qualität sowie (Energie)effizienz zu steigern, Ressourcen einzusparen und die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Die Marke Spreewaldhof: traditionelle Einmachkunst mit hochmodernen Produktionsanlagen
Übergreifende Dienstleistung: Um Synergien bei den Wasserversorgungsanlagen zu nutzen, wurde Veolia ebenfalls für den Betrieb sämtlicher Wasserversorgungsanlagen (Trinkwasser, Kühlwasser, Kesselspeisewasser) und der Dampfkessel beauftragt.
Täglich das Wasser lesen
Damit das gelingt, erstellt Veolia täglich ein Reporting mit den Betriebsdaten Abwasser, Kesselhaus, Kühlanlage und Trinkwasser – alles wichtige Parameter zur Anlagenüberwachung. Tauchen bei der täglichen Auswertung zum Beispiel Abweichungen oder andere Auffälligkeiten auf, wird Veolia zum Detektiv und geht der Sache auf den Grund. „Steigt beispielsweise die Leitfähigkeit des Wassers, das aus dem Dampfsystem zurück ins Kesselhaus kommt, deutet das darauf hin, dass Fremdwasser in die Anlage gelangt ist. Dann gilt es zu prüfen, wo die Anlage defekt ist, und den Defekt schnellstmöglich zu beheben. Auch das ist wichtig, um unnötigen Energieverlust zu vermeiden“, erklärt Falk Schwarzer. Seitdem der Spreewaldhof zum französischen Andros-Konzern gehört, wird der Optimierungsprozess zusätzlich durch das Benchmarking aller Andros-Werke angetrieben.
Einsparen beim Einmachen
Anhand der laufenden Analysen hat Veolia bereits diverse Energieeinsparpotenziale entdeckt. So hat das Team zum Beispiel die Umstellung der Brennertechnologie eingeleitet, das heißt, der Standardkessel wird auf Kombi-Feuerung umgerüstet, wodurch bessere Wirkungsgrade erreicht werden können. Veolia erwartet dadurch eine Senkung der CO₂-Emissionen um 120 Tonnen pro Jahr. Auch eine neue Druckluftversorgung verspricht enorme Energieeinsparungen – gut 40 Prozent gegenüber dem alten Stand.
Nicht jede Maßnahme muss umfassend und aufwendig sein. Es sind auch die kleinen Stellschrauben, die zusammengenommen große Effekte erzielen. So hat Veolia beispielsweise ermittelt, dass sich Dampf- und damit Energieverluste vermeiden lassen, wenn die Abschaltung der Dampfversorgung über produktionsfreie Wochenenden automatisiert erfolgt. Denn bleibt das Dampfnetz an, liegt der Verlust bei zwei Tonnen Dampf pro Stunde.
Eine weitere Stellschraube ist die neue Kondensatweiche. Der Hintergrund: Sehr hartes Wasser kann bei der Verdampfung zu Ablagerungen an den Kesselheizflächen führen und damit die Energieeffizienz der Kesselanlage verschlechtern. Indem künftig ein Teil des rückgeführten Kondensats in Abhängigkeit von der Wasserhärte verworfen wird, ergeben sich Energieeinsparungen von 42 Prozent.
Den Weg ins Morgen gehen
Veolia und der Spreewaldhof zeigen, wie Tradition und Zukunft zusammengehen – und knüpfen an das landläufige Sprichwort „Tradition verpflichtet.“ an. Holger Eckmanns: „Als Unternehmen mit einer langen Tradition haben wir uns dazu verpflichtet, nachhaltig zu handeln – für die Umwelt, für die Region, für die Menschen, die bei uns tätig sind, und nicht zuletzt für unsere Zukunftsfähigkeit. Veolia unterstützt uns dabei mit viel Expertise und Engagement – und ebnet mit uns den Weg in die Dekarbonisierung.“
„Als Familienunternehmen mit einer langen Tradition haben wir uns dazu verpflichtet, nachhaltig zu handeln.“
Holger Eckmanns
Werksleiter der Obst- und Gemüseverarbeitung Spreewaldkonserve Golßen GmbH
4 Fragen
an Holger Eckmanns Werksleiter der Obst- und Gemüseverarbeitung bei der Spreewaldkonserve Golßen GmbH
VEOLUTIONS: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Traditionsunternehmen Spreewaldhof und insbesondere in der Produktion?
Holger Eckmanns: Nachhaltiges Wirtschaften war und ist weiterhin für uns als Unternehmen seit jeher selbstverständlich und in unserem Markenkern verankert: Wir sind regional verwurzelt, konservieren überwiegend Obst und Gemüse aus der Region und engagieren uns auch in der Region, in der wir arbeiten und leben. Außerdem betrachten wir nachhaltiges Handeln als Voraussetzung, um unser Traditionsunternehmen in die Zukunft zu führen. Wir arbeiten deshalb daran, unsere Produktion zunehmend klimafreundlicher und ressourcenschonender zu gestalten, etwa durch Energieeffizienzmaßnahmen, 100 Prozent Grünstrom, den wir zu Teilen aus der eigenen Photovoltaikanlage beziehen, oder die stetige Weiterentwicklung unserer Verpackungen. Damit zahlen wir auch auf die Nachhaltigkeitsziele des französischen Familienunternehmens Andros ein, zu dem wir seit 2021 gehören.
VEOLUTIONS: Vor welchen Herausforderungen steht das Unternehmen Spreewaldhof auf dem Weg zur Dekarbonisierung?
Holger Eckmanns: Das Einmachen im industriellen Maßstab erfordert viel Energie. Wir nehmen deshalb alle Prozesse genau unter die Lupe und schauen, wo wir noch effizienter werden können. Natürlich müssen wir als Lieferant auch die Nachhaltigkeitsziele unserer Handelspartner erfüllen. Und nicht zuletzt stellen die gesetzlichen Auflagen mit Blick auf den Klimaschutz eine Herausforderung dar, der wir auch in Zusammenarbeit mit Veolia begegnen.
VEOLUTIONS: Was sind die größten Stellschrauben in Ihrem Unternehmen, um die CO₂-Emissionen zu reduzieren? Und wie packen Sie das Thema an?
Holger Eckmanns: Wir haben Photovoltaikanlagen auf den Betriebsdächern installiert, ein Blockheizkraftwerk gebaut, arbeiten mit einem Energiemanagementsystem und nutzen dank Veolia Reststoffe im Abwasser zur Biogaserzeugung. Gemeinsam arbeiten wir nun intensiv daran, Anlagen und Prozesse laufend zu optimieren. Das machen wir im Grunde schon seit Beginn der Zusammenarbeit mit Veolia. Auch im Bereich Logistik setzen wir uns für ressourcenschonende Lösungen ein, denn die Klimabilanz zeigt darin einen oft unterschätzten Treiber der Emissionen. Einen großen Vorteil haben wir durch die Verarbeitung der regionalen Spreewaldgurken, welche in unmittelbarer Nähe zum Produktionsstandort angebaut werden, wodurch die Frische der Gurken garantiert ist.
VEOLUTIONS: Wie unterstützt Sie Veolia auf dem Weg zur Dekarbonisierung?
Holger Eckmanns: Wir arbeiten seit über 18 Jahren eng mit Veolia zusammen und ziehen an einem Strang, um einen optimalen Betrieb sicherzustellen und gleichzeitig CO₂-Emissionen zu reduzieren. Wir können uns tagtäglich auf das Knowhow und Engagement von Veolia verlassen. Das Team vor Ort gewährleistet nicht nur die geforderte Anlagenverfügbarkeit, die Expert*innen von Veolia denken weiter: Sie haben die Brille des Profis auf, nehmen alles unter die Lupe, erkennen dadurch Potenziale zur Effizienzsteigerung und setzen diese in Abstimmung mit uns um. Das schafft uns den nötigen Raum, uns um unser Kerngeschäft zu kümmern, und unterstützt uns, die Dekarbonisierungsziele zu erreichen.
VEOLUTIONS: Vielen Dank für diesen kurzen Einblick, Herr Eckmanns.
Dekarbonisierung in Zahlen
Veolia hat verschiedenste Energieeinsparpotenziale entdeckt, die zu einer Minimierung der CO₂-Emissionen führen.
320
Tonnen CO2
konnte der Spreewaldhof 2023 in der Dampferzeugung durch die Nutzung von Biogas einsparen, das Veolia aus der organischen Fracht im Produktionsabwasser erzeugt hat.
41%
Energieeinsparung
Ermöglicht ein neuer Kompressor im Vergleich zu seinem Vorgänger. Er wird vorrangig für die Trinkwasseraufbereitung sowie für diverse elektropneumatische Antriebe verwendet.
Dekarbonisierung durch Verlustminimierung
Erzeugt der Kessel zu produktionsfreien Zeiten Dampf, entsteht in 24 Stunden ein Verlust von 48 Tonnen. Die neu eingeführte automatische Abschaltung schiebt dem einen Riegel vor.
Zu hartes Wasser führt zu Belägen an den Kesselheizflächen und damit zu einer Verschlechterung der Energieeffizienz. Indem ein Teil des rückgeführten Kondensats bei zu viel Wasserhärte verworfen wird, entstehen Energieeinsparungen von 42 Prozent.
Dekarbonisierung durch Effizienzerhöhung
Wechsel von alter Brennertechnologie durch Umrüstung des Standardkessels auf Kombi-Feuerung (Nutzung von Erdgas oder Heizöl). Während des Kesselbetriebes bestehen bessere Wirkungsgrade in Bezug auf die Ausnutzung des Energieträgers.
Durch Kombi-Feuerung im Standardkessel lassen sich 60 000 m³ Primärenergieträger und 45 000 kWh elektrisch zugeführte Energie pro Jahr einsparen.
Auf einen Blick:
Dienstleistungsspektrum
- Neubau und Inbetriebnahme der Kläranlage (ARA 14t CSB/d) mit Feststoffabtrennung, EGSB-Anaerob- Reaktor, Biogasgewinnung, aerober Stufe und Sandfiltration
- Prozesstechnische und energetische Optimierung des Wasserkreislaufs
- Betriebsführung der Abwasserbehandlungsanlage, der Prozesswasseraufbereitung, der Dampferzeugung, der Prozesswasserkühlung und des Blockheizkraftwerks
- Wartung und Überwachung der Anlagen zur Prozesswasseraufbereitung, Dampferzeugung, Prozesswasser- kühlung und Produktionsabwassersammlung am Standort Schöneiche
Team
- Fünf Personen vor Ort
- Projektleitung und Unterstützung durch das multifunktionale Veolia Team in Leipzig
Kommunikationskonzept
- Elektronische Übermittlung des Produktionsplans und aller relevanten Betriebsdaten (täglich)
- Wöchentliche, monatliche, halbjährliche und jährliche Einbindung in Gesprächsformate der Spreewaldkon- serve Golßen GmbH
Ihr Ansprechpartner:
Falk Schwarzer
Projektleiter Industrie Veolia Wasser Deutschland GmbH