Lösungen für die Energiewende

Energieeffizienz in der Krise

Gedrosselte Gaslieferungen aus Russland, drohender Gasmangel, Inflation: Europa sieht sich mit einer dramatischen Wirtschafts- und Energiekrise konfrontiert, die sich nur durch die konsequente Umsetzung einer Energieeffizienz-Strategie bewältigen lässt. Die Energieeffizienz-Lösungen von Veolia sind attraktiv und wettbewerbsfähig – und bergen somit großes Potential, die Energieunabhängigkeit der Europäischen Union Wirklichkeit werden zu lassen.

© Christophe Majani d’Inguimbert/Veolia Media Library

 

Herausforderung:

Darstellung der Energieeffizienz von Gebäuden und Industrieanlagen – den Großverbrauchern von Wärme, Kälte, Beleuchtung und Warmwasser – als Pluspunkt für Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

Ziel:

Implementierung von Energiedienstleistungen, die Energie- und Umweltleistung in Einklang bringen.

Lösung von Veolia:

Bereitstellung von intelligenten Technologien zur Optimierung des Energieverbrauchs und von erneuerbaren Energielösungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen.

Gebäude des Dienstleistungssektors sowie Industrieanlagen verbrauchen eine beträchtliche Menge an Energie für Heizung, Kühlung, Beleuchtung und Warmwasser. In diesem Bereich entfalten die Energieeffizienz- und operativen Lösungen von Enova1 ihre volle Leistungsfähigkeit, wie das optimierte Energiemanagement der „Mall of the Emirates“ in Dubai zeigt. „Mit einem beispielhaften Energieleistungsvertrag, einem hohen Maß an Fachkompetenz und Innovationen sowie proaktivem Gebäudemanagement konnten die Emissionen der Mall of the Emirates mit Lösungen von Enova um 34 000 Tonnen CO2 gesenkt werden“, so Azad Kibarian, Senior Executive Vice President Italien, Afrika und Naher Osten von Veolia. In Dubai erreichen die Temperaturen im Sommer fast 50 °C. „Hier zeigen die Teams von Enova, dass es möglich ist, die Energieleistung eines der größten Einkaufszentren weltweit zu garantieren und gleichzeitig den Komfort und das Wohlbefinden der 45 Millionen Besucherinnen und Besucher pro Jahr sicherzustellen.“

Der Vertrag hat drei Phasen: Zunächst wurde das Energieverhalten des Gebäudes analysiert. Dann folgten die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen und schließlich der Betrieb und die laufende Instandhaltung des Systems über ein Hubgrade2 Monitoring Center. Diese Herangehensweise zahlt auf die Zielsetzung der VAE ein, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Solche Lösungen mit energetischem sowie wirtschaftlichem Nutzen konnte die Unternehmensgruppe auch nach Europa exportieren. „Auf dem Campus der Universität Parma mit 32 000 Menschen testen die Teams von Veolia Siram ein nachhaltiges, innovatives Energieeffizienzmodell, das beim primären Energieverbrauch Einsparungen von 20 % pro Jahr garantiert. Das ist das typische Ersparnisniveau, das wir in Italien versprechen“, fährt Azad Kibarian fort. „Damit tragen wir maßgeblich dazu bei, die EU unabhängig von russischem Öl und Gas zu machen, und es ist ein weiteres Argument, das unsere Stakeholder überzeugt.“
 

Die Krise als Chance

Genau das sagt auch Francisco Silvério Marques, Senior Vice President Energiedienstleistungen für Gebäude bei Veolia: „Die EU muss zwei große Herausforderungen meistern: Der Energieverbrauch muss sinken und die lokale Produktion erneuerbarer Energien vorangebracht werden.“ Diese Herausforderungen spiegeln sich auch in den Zielsetzungen des ReSource-Plans von Veolia für 2023 wider. Die Unternehmensgruppe strebt darin eine Erhöhung der lokalen Energieproduktion um 5 % sowie eine Senkung des eigenen Energieverbrauchs um ebenfalls 5 % an. Neben den für diese Maßnahmen erhältlichen Subventionen stelle auch Veolia weitere Mittel zur Verfügung, so Marques, „damit unsere Länder und Teams in die verschiedenen Projekte investieren können.“

Da Energiedienstleistungen für Gebäude zudem eng mit der Gasversorgung verknüpft sind, ist der Sicherheitsaspekt von großer Bedeutung: „Trotz der Umstände müssen wir unsere Kundschaft weiterhin mit Wärme und Strom versorgen. Wir müssen einen ausreichenden Energiefluss gewährleisten und die Auswirkungen der Marktvolatilität und Inflation begrenzen.“ Energieeffizienzlösungen liefern eine Antwort auf diese komplexe Situation und tragen maßgeblich zum Ziel der Energiesouveränität der EU bei. „Veolia trägt aktiv zur vorrangigen Zielsetzung des REPowerEU3-Plans bei, den Gasverbrauch bis 2030 um 30 % zu reduzieren, und wir entsprechen dem Maßnahmenplan der Internationalen Energieagentur.“4 Er bezieht sich damit auf die Empfehlung der IEA, die Raumtemperatur in Gebäuden zu senken, was eine potenzielle Einsparung von 14 Mrd. Kubikmetern Gas oder 10 % der russischen Gasimporte über Pipelines bedeuten könnte.

 


 

„Veolia trägt aktiv zur ersten Zielsetzung des REPowerEU3-Plans bei.“

Francisco Silvério Marques, Senior Vice President Energiedienstleistungen für Gebäude bei Veolia


 

Verbrauchssteuerung und Energieeffizienz: wirtschaftliche Einsparungen

Flexcity ist eine Tochtergesellschaft von Veolia, die sich auf die Zusammenlegung elektrischer Flexibilität spezialisiert hat (siehe Kasten). Das Unternehmen erweist sich in dieser schwierigen Zeit der Energiekrise als äußerst wertvoll. Da eine Steuerung der Produktion von Solar- und Windenergie, die naturgemäß Schwankungen unterliegt, nicht möglich ist, konzentriert sich die Lösung von Flexcity auf die Regelung des Stromverbrauchs.

Dieses intelligente Strommanagementsystem hat viele Vorteile für Akteure des Industrie- und Dienstleistungssektors, die weniger Strom verbrauchen oder die beste Zeit für die Nutzung auswählen möchten. Die Energiemanagement-Plattform von Hubgrade stellt einen beeindruckenden Hebel für eine Senkung des Energieverbrauchs dar. Die Plattform erfasst Geräteverhalten und -leistung aus der Ferne und in Echtzeit, sodass die Hubgrade Monitoring Centers mögliche Anomalien und Einsparpotenzial identifizieren und reale Maßnahmen vor Ort auslösen können. Für Francisco Silvério Marques ist die Bedeutung der Plattform für das Gebäudemanagement bereits erwiesen und er beschreibt sie als perfekte Ergänzung der Teams vor Ort: „Wenn ein Hubgrade Monitoring Center eine Diskrepanz feststellt, greift unser Bedienpersonal vor Ort sofort ein, beispielsweise um Filter zu wechseln, bewegliche Teile zu schmieren oder die Dichte eines Kontrollventils zu überprüfen. Alle diese Elemente sind nicht wirklich sichtbar, wirken sich aber stark auf den Energieverbrauch eines Gebäudes aus. Diese Maßnahmen sind eine konkrete Ergänzung der Analysen, die die Hubgrade Monitoring Centers liefern.“

140 Mrd.

Kubikmeter russisches Gas wurden 2021 über Pipelines von der EU importiert
(Quelle: IEA).

60.000  

Messpunkte erfassen Energie-, Wasser- und Abfalldaten zentral im Hubgrade Monitoring Center in Dubai (VAE).

44 % 

beträgt der Anteil der in Frankreich vom Gebäudesektor verbrauchten Energie (Quelle: französisches Ministerium für den ökologischen Wandel).

26,6 % 

beträgt der Anteil des im 3. Quartal 2021 in Kontinentalfrankreich verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen (Quelle: RTE).

Der Mensch als treibende Kraft

Hinter all diesen intelligenten Überwachungslösungen stehen jedoch die Mitarbeitenden. Ohne das Fachwissen des Bedienpersonals könnten die erhobenen Daten nicht ausreichend genutzt werden. Technologie, Fachkompetenz und Investition sind drei Aspekte, die eng miteinander verwoben sind. „Gemeinsam wirken sie als Multiplikatoren für wirtschaftliche Leistung und Energieeffizienz“, fasst Francisco Silvério Marques zusammen. Eine nachhaltige Energiewende erfordert einen Paradigmenwechsel, eine grundlegende Überarbeitung des Energiesystems und noch nie da gewesene Veränderungen in Bezug auf Wertschöpfung und Wachstum für alle Beteiligten. Aber schlussendlich sind es die Menschen, die den Wandel Realität werden lassen.


1 Enova entstand 2002 als Joint Venture von Veolia und Majid Al Futtaim, einem führenden Unternehmen im Bereich Einkaufszentren und Einzelhandelseinrichtungen im Nahen Osten, Afrika und Asien.
2 Hubgrade ist eine Plattform für die Überwachung und Optimierung der Energieleistung von Gebäuden.
3 REPowerEU ist der Plan der Europäischen Kommission, Europa unabhängig von fossilen Brennstoffen aus Russland zu machen.
4 Der Zehn-Punkte-Plan der IEA, mit dem die Abhängigkeit der Europäischen Union von russischem Erdgas reduziert werden soll.

„Der Betrieb und die laufende Instandhaltung der Anlage mithilfe eines Hubgrade Monitoring Centers zahlen auf das Ziel der VAE ein, bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen.“

Azad Kibarian, Senior Executive Vice President Italien, Afrika und Naher Osten von Veolia

© Gilles Vidal/Mad Production/Veolia Media Library – Christophe Majani d’Inguimbert/Veolia Media Library

 

Vier Fragen an Adrien Doré,

Leiter des Frankreich-Geschäfts bei der Veolia-Tochtergesellschaft Flexcity, die sich auf die Zusammenführung elektrischer Flexibilität spezialisiert hat


Was bedeutet elektrische Flexibilität und wie funktioniert sie?

Adrien Doré: Es geht um die Notwendigkeit, Angebot und Nachfrage im Stromnetzwerk zu jeder Zeit ins Gleichgewicht zu bringen. Mit dem größeren Anteil von erneuerbaren Energien im Energiemix – und dem damit verbundenen Problem ihrer naturgemäßen Schwankungen – ist elektrische Flexibilität überaus sinnvoll. So können wir die Stromnachfrage intelligent steuern, auch wenn wir die Produktion nicht beeinflussen können.

Wie erfüllt elektrische Flexibilität die Erwartungen oder die Anforderungen von Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen in Bezug auf Energieeffizienz?

Adrien Doré: Sie bildet die erste Säule der Energieeffizienz. Elektrische Flexibilität ermöglicht unseren Partnern, entweder weniger Strom zu verbrauchen oder den Verbrauch auf den idealen Zeitraum zu verlegen, um ihre Kundschaft wie gewohnt zu bedienen. Gleichzeitig unterstützt das Konzept den Betreiber des öffentlichen Stromversorgungsnetzes in Frankreich, RTE, dabei, die Stromversorgung angemessen aufrechtzuerhalten.

Wie bereitet sich die Industrie im derzeit hochsensiblen Umfeld auf eine möglicherweise angespannte Energieversorgungslage vor?

Adrien Doré: Wir beobachten aktuell einen sehr ausgeprägten Paradigmenwechsel bei unserer Kundschaft. Operative Prozesse werden an den Strompreis angepasst. Unsere Partner suchen vorrangig nach neuen Wegen, um steigende Kosten auszugleichen oder zu senken, indem sie zusätzlichen Umsatz generieren.

Welche Eigenschaften zeichnen einen Ressourcer von Flexcity aus?

Adrien Doré: Die Mitarbeitenden von Flexcity leisten mit Begeisterung einen Beitrag zum Wandel des Stromsektors. Neben den technischen und digitalen Lösungen, die wir im Rahmen von Forschung und Entwicklung anbieten, unterstützen wir unsere Partner bei ihren Überlegungen und einer Anpassung ihrer Produktionsmethoden. Der Erfolg von solchen Projekten ist davon abhängig, wie gut wir zuhören und die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Kundschaft analysieren und verstehen. Und das ist unsere Stärke.

 

EcoEnergies entwickelt LNG-Kälterückgewinnungseinheit im Hafen von Barcelona

Von Xavier Gil Mañero, Geschäftsführer von EcoEnergies, einem Joint Venture von Veolia und Barcelona

„Aktuell wird LNG (Flüssigerdgas), das auf dem Seeweg zum ENAGÁS-Terminal in Barcelona gelangt, mit einer Temperatur von -160 °C angeliefert, bevor es die Wiederverdampfungsanlage durchläuft. Um LNG von einer Flüssigkeit in Gas zu verwandeln, wird es mit Meereswasser erwärmt. Dabei geht ein großer Teil der Restkälte im Meer verloren. Dank einem Projekt unter der Leitung von Veolia mit mehreren Partnern soll diese bislang verschwendete Restkälte – bis zu 18 MW – schon ab 2023 rückgewonnen und im ENAGÁS-Werk wiederverwendet werden. Über spezielle Austauschelemente wird flüssige Kälte von -20 °C an unser Fernkältenetz abgegeben. Mithilfe von Nebenstellen mit Wärmetauschern kann unsere Kundschaft diese Kälte nutzen. Zurück im ENAGÁS-Werk erfolgt eine erneute Abkühlung auf dieselbe negative Temperatur.

Inmitten der Energiekrise hilft das Projekt, die Abhängigkeit von Gasimporten zu reduzieren – dank einer lokalen Energiequelle mit geschlossenem Kreislauf, von der die größten Abnehmer auf dem Großhandelsmarkt Mercabarna sowie Akteure der Industrie und des tertiären Sektors profitieren. Auch den etwa 150 000 Menschen auf einer Fläche von 1.500 Hektar, die das Fernkältenetz von EcoEnergies Barcelona nutzen, wird die ‚grüne‘ Kälte für Klimaanlagen zugutekommen. Das skalierbare Projekt lässt sich auf nationaler und europäischer Ebene bei allen LNG-Wiederverdampfungsanlagen implementieren. Neben der Replizierbarkeit wird eine Einsparung von 32 205 Tonnen CO2-Emissionen prognostiziert; der Fernkälteverbrauch soll 131 GWh pro Jahr erreichen (56 % der Nachfrage durch den Lebensmittelmarkt Mercabarna).“

 

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